Sonntag, 20. November 2016

Nothilfe in Schönefeld

Letzte Woche hat eine junge Frau in der Rattenvermittlungs-Gruppe von Facebook einen Hilferuf abgesetzt:
"Ein Freund von mir hat dieses Rattenmädchen aus einer schlechten Haltung geholt. Sie heißt Absinth ist ca ein halbes Jahr alt aber deutlich Unterernährt und klein. Er sagt aber sie sei agil und Neugierig und vollkommen handzahm.
Er hat leider nicht nachgedacht und hat die Katze die in seiner wg wohnt völlig vergessen und hat nun den Käfig auf den Balkon gestellt.
Er sagte mir es sei winddicht aber alle die in Leipzig wohnen, wissen das es unter Null Grad sind.
Gibt es jemanden in Leipzig oder nähere Umgebung der bereit wäre die kleine zu nehmen?"
Foto wurde dem Hilferuf hinzugefügt

Das ist natürlich erstmal ein Schock für die Leser. Sie wurde sofort auf unsere Gruppe verwiesen, wo sie den Hilferuf erneut einstellte.

Leider konnten wir zunächst nicht in Erfahrung bringen, ob die Maus die Nacht tatsächlich im Freien verbringen musste. Wichtig in solchen Situationen, wo die Lage für das Tier augenscheinlich extrem kritisch ist und man den Halter nicht einschätzen kann ist - nicht zu diskutieren.  Das kann dazu führen, dass der Kontakt abgebrochen wird, was in diesem Fall wirklich alles andere als Gut für die Maus wäre.

Ganz allgemein ist die Kommunikation in sozialen Netzwerken rund um Tiere quasi immer ein Tanz auf dem Vulkan. Da die meisten Nutzer keine Diskussionsfähigkeiten besitzen ("Rede- und Gegenrede" wird in der Schule offenbar nicht mehr ausreichend geübt), werden schon sachlich vorgebrachte Hinweise als persönliche Beleidigung gewertet. Gruppen werden dann verlassen oder Beiträge gelöscht.
Das Hinweisen auf Missstände war und ist aber - vor allem im realen Leben - ein wichtiges soziales Korrektiv. Das funktioniert allerdings nur in Gruppen, in denen einen Bindung oder eine gewisse soziale Abhängigkeit herrscht. Nach der Familie wären Dorfgemeinschaften so ein klassisches Beispiel. "Stadtluft mach frei" spielt übrigens auch auf den Umstand an, weniger soziale Abhängigkeiten in der "sozialen Anonymität" einer Stadt zu haben, was als mehr Freiheit genossen wird.
Soziale Netzwerke setzten der Stadt noch eins drauf: hier kennt man sich nicht nur nicht, hier sieht man den Gegenüber auch nicht. Das ist der Grund, weshalb der Ton hier oft weitaus rauer ist, als bei persönlichen Gesprächen unter Fremden. Diese "Freiheit" sich zu benehmen wie die "Axt im Wald" (also seinen Gefühlen und Meinungen freien und durch niemanden beschränkten Ausdruck zu verleihen), ist allerdings fatal in jeder Beziehung und Wissensinhalte werden nicht mehr aufgenommen....

Ich schweife ab und ihr wollt eigentlich nur wissen, was aus der Maus geworden ist? Nachdem wir Kontakt zu dem Halter herstellen konnten - was ca. 3 Stunden dauerte - haben wir die Maus innerhalb von 15 Minuten abgeholt :)
Sie verbrachte die Nacht nicht draussen, wurde aber tagsüber wohl zeitweise auf dem Balkon gehalten.

Sie ist tatsächlich eine sehr liebe und süsse Maus - ihr findet ihren Vermittlungsbeitrag unter der Nummer 23_2016 :)






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