Sonntag, 3. Dezember 2017

Ausgesetzt oder verloren - wie erkennen wir eigentlich den Unterschied?


Ausgesetzt oder fortgelaufen - wie erkennen wir den Unterschied?

Ich habe den letzten Blogbeitrag auf unserer FB-Seite verlinkt. Dort meldete sich eine Leserin und fragte, ob Fayola nicht etwa auch verloren worden sein könnte. Es gäbe ja leider noch viele, die ihre Ratten rausnehmen würden und da könne sowas ja passieren.

Das stimmt leider und ich nehme die Frage mal als (willkommen) Anlass, etwas ausführlicher zu erläutern, wie wir bei unseren "Draußen-Ratten" feststellen können, ob sie weggeworfen oder verloren wurden. Die Hinweise sind dabei unterschiedlich stark, meist ist es auch ein Indizienbündel.

Anzahl
"Schulterratten" werden i.d.R. einzeln nach draußen genommen*. Beim Auffinden mehrerer Tiere geht man deshalb nicht von einem "verlieren" aus. Mehrere Tiere werden auch oft in oder in der Nähe eines Behältnisses gefunden (Karton, Käfig, Transportbox). Man müsste schon eine arg wilde Geschichte konstruieren, bis man zu dem Ergebnis kommen würde: da hat jemand seinen Käfig mit mehreren Tieren verloren.

Alter und Gesundheitszustand
Das Alter per se ist kein gutes Indiz dafür, ob eine Ratte nun ausgesetzt wurde oder verloren ging. Tendenziell kann man aber wohl sagen, dass eher jüngere und mittelalte Tiere fortlaufen, und eher mittelalte bis alte Tiere ausgesetzt werden. Eine Ausnahme sind trächtige Tiere oder ganze Würfe, deren Anzahl den Haltern über den Kopf gewachsen ist, und diese dann schlichtweg ausgesetzt werden. Ansonsten kommen mit dem Alter die Krankheiten und es gibt hier viele Zeitgenossen, die sich der Verantwortung nicht stellen wollen oder können, und Ratten mit enormen Geschwüren oder sonstigen ernsthaften Erkrankungen draußen "entsorgen".

Verhalten
Schulterratten verraten sich meist durch ihr Verhalten. Sie sind sehr zahm und sehr gut händelbar. Tatsächlich zeigen einige auch auffällige Präferenzen, in die Bauchtaschen oder Kapuzen von Kapuzenpullis zu kriechen, oder am Halsbereich auf der Schulter sitzen zu wollen. Bei einer sehr zahmen Einzelratte ohne ernsthafte Erkrankungen gehen wir also meist von einer Schulterratte aus.

Fayola dagegen ist nicht nur sehr krank, sondern auch extrem scheu. Sie ist das Händling durch den Menschen absolut nicht gewöhnt, so dass ein Schulterratten-Leben und fortlaufen bei ihr ausgeschlossen ist.

Für die Ratten ist es unerheblich, ob sie weggeworfen wurden oder fortgelaufen sind - ihnen droht in jedem Fall ein qualvoller Tod, da sie an das Leben draußen nicht angepasst sind. (In welchen fürchterlichen Zuständen wir Farbratten schon vorgefunden haben, oder welche unsinnigen Behausungen sie sich wählen, füllt einen eigenen Blogartikel).
Farbratten sind draußen nicht überlebensfähig. Das Aussetzen von Heimtieren ist eine Straftat, die zur Anzeige gebracht werden muss, sollte man davon erfahren.


* Hier sieht man gut, dass die Besitzer vom Rudeltier Ratte und ihrer Territorialität keine Ahnung haben. Häufig hält sich unter ihnen auch noch das Gerücht, ein Mensch könnte das Rattenrudel ersetzen, weshalb viele solcher Tiere tatsächlich auch völlig allein leben müssen.

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